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Jazzthing, 11-2007


... Leichts Altsax konitzt und boppt, und als Klarinettist ist er ein berückender Balladenvollbremser. Nichts wird hier neu erfunden - und doch sind die Diskurse dieser Herrenrunde von ausgefuchster Kurzweil.

hr2 Jazz Now (01.11.07):  „... was so passiert wenn vier Männer zusammen kommen: Da geht´s zur Sache!“

Mainspitze, 12-2007


... Hier herrscht Eleganz, Präzision, Souveränität, kurz: Schönheit!


Dies liegt vor allem an den Qualitäten Leichts als spontan arrangierender Improvisator. Viele Nummern wenden bald der konventionellen Abfolge von Thema und Solo den Rücken, bauen stattdessen komplexe Verschachtelungen auf. In dieser Band kann jeder jederzeit das Heft des Handelns in die Hand nehmen - etwa in dem "JaJaJa" überschriebenen Stück, in dem Gitarrist Norbert Scholly zu einer weit ausgreifenden Improvisation startet, um dann auf halber Strecke den Staffelstab übergangslos an Leicht weiterzugeben.


Rhythmisch anspruchsvoll umschmeicheln Bassist Ingmar Heller und Drummer Jens Düppe die Beiträge der Solisten, aus denen natürlich Gast-Solist Ack van Rooyen herausragt. Der schon legendäre Flügelhornist adelt die CD mit entspannten Solo-Beiträgen in seiner Paradedisziplin, dem Balladenspiel. Doch ein-, zweimal überrascht er mit einer Rasanz, die das vermeintliche Klischee erfreulicherweise ad absurdum führt.


Die vorherrschende Eleganz ergibt sich über weite Strecken durch den delikaten Ton der Bläser, die mit einer weichen, samtenen Klangbildung bisweilen eine geradezu zärtliche Intimität entwickeln. Als "gute Seele" dieser Band erweist sich unterdessen einmal mehr Gitarrist Norbert Scholly, der stets uneigennützig, bisweilen kaum wahrnehmbar harmonische Unterstützung gibt.


Oliver Leichts Gestaltungswille erklärt sich womöglich in dem vorderhand als Up-Tempo-Nummer daherkommenden "Segment" am besten. Zu Beginn geht es höllisch ab, ein verschrobenes Bebop-Thema wird von Saxophon und Gitarre in Windeseile vorgestellt, bevor Scholly zum Solo startet. Doch als Leicht ihn dann nach einiger Zeit solierend ablöst, beruhigt sich die Musik, entwickelt sie eine lautmalerische Gestalt, lebt nur noch aus der strahlenden Kraft puren Klangs.


Stefan Dudek

Clarino Print 12/07


Herrenrunde - bei dem Begriff drängen sich manchem zotige Witze und dreckiges Lachen auf. Falsch gedacht bei Oliver Leicht und den Seinen. Denn eine Herrenrunde kann auch durchaus ernsthaft, ja melancholisch und heiter wie spaßvoll sein. Diese CD spielt nämlich immer wieder mit solchen Gegensätzen. Gast ist Ack Van Rooyen, dessen lyrisches Flügelhorn sich mit Eleganz in das Ensemble einfügt. Es ist Teil des Quintetts und schwebt gleichzeitig darüber. Diese Veröffentlichung zeigt eine spannungsgeladene und neue Seite der „Herrenrunde“.

Lübecker Nachrichten 12/07


Der Jazzsaxofonist und -klarinettist Oliver Leicht hat sein Handwerk von der Pieke auf gelernt: Er musizierte mit dem Sunday Night Orchestra, Peter Herbolzheimers Combination, Bob Brookmeyers New Art Orchestra und der Big Band des hessischen Rundfunks. In Musikerkreisen weiß man, was das bedeutet: wahres Können. Aber heißt es auch Kreativität? Im Falle von Oliver Leicht, der sein Album "Herrenrundwe - feat. Ack van Royen" vorstellt, auf jeden Fall.


Dieser gründete schon vor längerer Zeit seine "Herrenrunde", ein je nach Gelegenheit bis zu Oktett anschwellendes Quartett mit Sax und einer Rhythmusgruppe, bestehend aus Norbert Scholly, Gitarre, Ingmar Heller, Bass und Jens Düppe am Schlagwerk. Oliver Leicht verrannte sich dabei niemals in das System: ich Chef - ihr Rhythmusgruppe!, sondern bewies sich von jeher als kreativer Geist, der seinen Mitstreitern genug Luft zum Atmen und Weiterentwickeln lässt. Dazu zeigt er sich als versierter Komponist im Genre angenehmer Modern Jazz, der nicht nur Fremdmaterial aufbricht, knackt und neu verpuzzelt, sondern der auch Bemerkenswertes als Ideengeber zu vermelden hat. Diese Herrenrunde jedenfalls machte so viel Spaß - und Furore, dass man sich entschloss, einen Mitschnitt der Live-Atmo im Studio aufzunehmen. Eine gute Idee. Eine noch bessere hatte Leicht, als er der den nun 77-jährigen Trompeter und Flügelhornspieler Ack Van Rooyen aus Holland holte, der einigen Tracks einen zauberhaften, melancholischen und fern träumenden Klang verleiht der eine selten gelungene Symbiose mit Leichts Holzbläsern eingeht. Selten wurden Übergänge von Blech zu Holz so sanft und perfekt inszeniert wie hier, schon lange hat kein Ensemble mehr derart feinsinnig miteinander gespielt - im doppelten Wortsinn


Kati Hofacker

im Auto , nähe Pforzheim 12-2007


... das wird von mal zu mal schöner!

Moritz Sasowski  (4 Jahre)

Zauberhafte Miniaturen

Jazz: Oliver Leicht mit seinem Quartett „Herrenrunde“ in der Bessunger Knabenschule


DARMSTADT. „Herrenrunde“ nennt der Saxofonist Oliver Leicht sein vor einiger Zeit gegründetes musikalisches Kaffeekränzchen, ein je nach Gelegenheit bis zum Oktett anschwellendes Quartett. Der in Nauheim geborene Jazzmusiker gehört zu den jüngeren Solisten der Big Band des Hessischen Rundfunks und verfügt über einschlägige Erfahrung in diversen Formationen. In der „Herrenrunde“ kann er seine Eigenkompositionen kreativ inszenieren und hat dazu kongeniale Mitstreiter.

Eine Besonderheit ist dabei die zusätzliche Integration des bekannten holländischen Flügelhornisten Ack van Rooyen in die homogene Gruppe, die sich am Donnerstag in der Bessunger Knabenschule vorstellte. Der siebenundsiebzigjährige Altmeister war vor einem Jahrzehnt als Dozent der „Jazz Conceptions“ zum letzten Mal in Darmstadt und gilt als Spezialist für melancholisch-gefühlvolle Balladen, die er mit verblüffender Technik variiert.

Mit Oliver Leicht, der dann die Klarinette hervorholt, gelingen ihm zauberhafte Miniaturen von eindrucksvoller Struktur. Kontrabassist Ingmar Heller und Schlagzeuger Jens Düppe beleben die Dynamik dieser Interaktion, während sich der Gitarrist Norbert Scholly noch zurückhält. Seine Stunde kommt in den lebhafteren Kompositionen, wo er mit fantasiereichen und virtuosen Improvisationen glänzt.

Auch der Bandleader fühlt sich im Bebop à la Charlie Parker zu Hause und steuert furiose Chorusse auf dem Altsaxofon bei. Damit das hochkarätige Gesamtkonzept nicht zu kopflastig wirkt, werden Standards aus dem Great American Songbook, wie „How deep ist he Ocean“, eingestreut. Hierdurch entsteht eine spannende, ungemein variable Performance, die den Zuhörer durch wechselnde Stimmungen und Stile führt.

Das Ensemble „Herrenrunde“ demonstriert mit seiner scheinbar mühelosen Spielweise einmal mehr, welches Potenzial in einem Live-Auftritt stecken kann.

Darmstädter Echo 01/2008

HERRENRUNDE